Sie reist selten zweimal an den gleichen Ort und ein Urlaub im Liegestuhl kommt für sie nicht infrage. Für Manuela Linde spielt das Internationale sowohl privat als auch beruflich eine große Rolle – angefangen mit dem Linguistik-Studium in Leipzig und Prag, das sie als Sprachmittlerin für Tschechisch und Russisch abschloss, über die Stelle als Referentin für Auslandsbeziehungen an der Pädagogischen Hochschule Erfurt/Mühlhausen bis hin zu ihrer heutigen Position als Leiterin des Internationalen Büros der Uni Erfurt, die sie seit 2000 innehat. Manuela Linde hat die internationalen Entwicklungen an der Uni von Anfang an begleitet und mitgestaltet. Und nach all den Jahren hat die 57-Jährige immer noch großen Spaß an der Arbeit und ist mit Leidenschaft dabei …
„Klar denkt man zur Mitte des Lebens mal darüber nach, noch etwas Anderes zu probieren. Aber ich wüsste wiederum nicht, warum ich so einen tollen Job aufgeben sollte“, sagt sie. Und beim Einblick in ihre Aufgaben versteht man schnell, was sie meint. Als Leiterin des International Office kümmert sie sich mit ihrem Team zum einen um die internationalen Studierenden, die an die Uni kommen – von der Zulassung und Betreuung in der Anfangszeit bis hin zur Hilfe bei Problemen. Zum anderen unterstützt sie Erfurter Studierende bei der Vorbereitung und Durchführung ihres Auslandsaufenthalts. „Es ist ein tolles Gefühl, Träume verwirklichen zu dürfen. Nicht selten liest man in den Erfahrungsberichten der Studierenden, dass das Auslandsstudium oder -praktikum die schönste Zeit ihres Lebens war. Und zu wissen, dass wir irgendwie daran beteiligt waren, ist immer wieder unglaublich motivierend.“
„Alles, was in der Welt passiert, hat nach kurzer Zeit auch Auswirkungen auf uns.“
– Manuela Linde
Um den Studierendenaustausch überhaupt zu ermöglichen, ist das Beantragen und Verwalten von Austauschprogrammen sowie die Akquise von Partnerhochschulen unerlässlich. Dafür verschlägt es Manuela Linde schon mal über die Grenzen Europas hinaus an „ferne Orte“ wie China, Argentinien, die USA oder Russland. „So gesehen habe ich Kollegen und Kolleginnen in der ganzen Welt, die alle das gleiche Ziel haben: Die Universitäten internationalisieren und Studierenden Auslandserfahrungen ermöglichen. Das hat etwas überaus Verbindendes und Inspirierendes. Und natürlich kann man die gewonnenen Kontakte, aus denen z.T. auch Freundschaften entstanden sind, zum Wohl der Uni nutzen.“ Manuela Linde lacht: „Alles, wo eine internationale Briefmarke drauf ist, landet bei uns – auch wenn wir natürlich nicht immer zuständig sind, aber wir wissen dann, wer helfen kann.“ Aber es gibt noch viele weitere Gründe, warum ihr die Arbeit so viel Freude bereitet: „Ich weiß es sehr zu schätzen, ein tolles Team zu haben, auf das ich mich immer verlassen kann. Außerdem ist es immer wieder spannend, interkulturell gefordert zu werden und neue Dinge zu lernen. Dabei ist es unabdingbar, möglichst viel über kulturelle Besonderheiten, Verhandlungstechniken und ‚Dos und Don’ts‘ zu wissen, wenn man bei der Arbeit Erfolg haben möchte.“
Ob es bei all den schönen Dingen auch mal Herausforderungen gibt? „Ja, die gibt es natürlich auch bei uns“, sagt Manuela Linde. Zum Beispiel sei es immer schade, wenn eine Partnerhochschule „abspringt“. Aber das liege meist nicht daran, dass sie unzufrieden mit der Uni Erfurt ist. „Vielmehr nimmt die Bedeutung der deutschen Sprache in der Welt und dadurch oft auch das Interesse an Deutschland ab. So hat beispielsweise eine unserer amerikanischen Partnerhochschulen ihre Deutsch-Abteilung geschlossen, in der Folge gibt es keine Interessenten mehr für einen Aufenthalt in Deutschland.“ Es ist dann ihre Aufgabe, neue Wege für die Zusammenarbeit aufzuzeigen. Auch internationale Krisen können zur Herausforderung für die Arbeit des Internationalen Büros werden. „Alles, was in der Welt passiert, hat nach kurzer Zeit auch Auswirkungen auf uns. Ein Beispiel ist die Krise in der Türkei. Das Land war früher sehr beliebt bei Studierenden. Plötzlich wurden Unis geschlossen und Wissenschaftler entlassen. Schlagartig verlor die Türkei an Popularität.“ Und mit dem Brexit werden weitere Umstrukturierungen in der internationalen Zusammenarbeit erforderlich werden.
„Das, was bei mir in Erinnerung bleibt, sind kein üppiges Buffet oder ein Traumstrand, sondern sind die Menschen, die ich unterwegs kennenlerne.“
– Manuela Linde
Trotz solcher Hürden überwiegt für Manuela Linde die Freude an der Arbeit und damit an der Möglichkeit, die internationalen Beziehungen der Universität Erfurt mitgestalten zu können. „Lokal leben, global arbeiten“, umschreibt sie ihren Alltag sehr treffend. Erfurt als Stadt ist der Vielgereisten dabei manchmal schon fast zu kleinstädtisch, aber eben ihr Zuhause und der Ort, an dem ihre Familie ist. „Ich denke, dass es (internationalen) Studierenden hier sehr gut geht – Erfurt ist groß genug, dass immer etwas los ist und wiederum so angenehm klein, dass man nicht verlorengeht und die Leute merken, wenn man ein Problem hat.“
Wenn sich Manuela Linde nicht um die internationalen Belange der Studierenden und Lehrenden kümmert, spielt Internationalität auch in vielen anderen Lebensbereichen eine große Rolle. So ist sie beispielsweise an der Organisation des Patenschaftsprogramms „Fremde werden Freunde“ beteiligt, engagiert sich ehrenamtlich bei „Springboard to Learning“ – einem Verein, der ausländische Studierende an Schulen vermittelt – lernt an der Volkshochschule Spanisch und geht natürlich gern auf Reisen. „So manchen Urlaub haben wir auch schon mal mit einem Besuch unserer Kinder im Ausland verbunden. Mein Job hat natürlich auf die beiden ‚abgefärbt‘, so dass sie während ihres Studiums auch in der Welt unterwegs waren“, erzählt sie lächelnd und auch ein bisschen stolz. Wo ihre nächste Reise hingeht? „Wir werden demnächst nach Kuba reisen, u.a., weil ich dann meine Spanischkenntnisse festigen kann. Und grundsätzlich bin ich am liebsten individuell unterwegs – denn das, was bei mir in Erinnerung bleibt, sind kein üppiges Buffet oder ein Traumstrand, sondern sind die Menschen, die ich unterwegs kennenlerne.“
Manuela Lindes Wünsche zum 25-jährigen Uni-Jubiläum:
Nach 25 Jahren sind die internationalen Studierenden der Universität Erfurt so zahlreich, dass sie aus dem Erfurter Stadtbild nicht mehr wegzudenken sind. Ich wünsche mir, dass sie auch im außeruniversitären Umfeld Weltoffenheit, Toleranz und an ihre Bedürfnisse angepasste Bedingungen vorfinden. Der Universität wünsche ich stetig wachsende Anerkennung im In- und Ausland. Möge sie ein fester Bestandteil der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft sein und weiterhin viele engagierte und über den Tellerrand hinausschauende junge Akademiker/innen hervorbringen.
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Internationales Büro der Universität Erfurt
Studium und Praktikum im Ausland