25 Köpfe: Jens Panse – ein Mann der ersten Stunde

Jens Panse, 25 Köpfe, 25 Jahre Uni Erfurt

Jens Panse zeigt auf einen der vielen Zeitungsartikel, die die Wände seines Büros zieren. Jeder einzelne ist mit Erinnerungen verbunden. Dieser beispielsweise ist aus dem Jahr 2000 und bildet einen Festwagen in Uni-Bibliotheksoptik ab – darauf Jens Panse, jubelnd, zusammen mit den ersten Studierenden der Uni Erfurt. „Das war eine Wahnsinnszeit und dieser Jahrgang tatsächlich ein ganz besonderer. Zu vielen habe ich noch guten Kontakt“, freut er sich. Auch heute genießt der 52-Jährige den täglichen Umgang mit den „jungen Leuten“ – egal, ob in seiner Funktion als Präsident des Universitätssportvereins (USV), Beauftragter für Diversität, Veranstaltungsmanager oder Beauftragter für das Betriebliche Gesundheitsmanagement an der Uni Erfurt. Er kennt die Universität von Beginn an und hat sie in verschiedenen Rollen begleitet und kennengelernt. Ein Porträt…

Vom Lehrer zum Pressesprecher

1989 beendete Jens Panse sein Diplom-Lehrersstudium für Mathematik und Physik an der Pädagogischen Hochschule Erfurt/Mühlhausen. Danach ging es direkt in die Praxis an eine Polytechnische Oberschule nach Dachwig. Doch die stürmischen Zeiten, bedingt durch die politische Wende im Herbst ’89, sollten ihn noch auf einen ganz anderen Weg führen: „Ich konnte irgendwie nicht ‚stillsitzen‘ und hatte das dringende Bedürfnis, mich zu engagieren und einzubringen. Und das tat ich auch.“ So war der junge Lehrer zunächst Mitbegründer der „Jungen Liberalen“ in Thüringen. Als die FDP in die Landesregierung kam und Ministerposten besetzt wurden, die wiederrum Mitarbeiter brauchten, kam Jens Panse ins Spiel. „Ein Landtagsabgeordneter sprach mich an, ob ich Interesse hätte, das Amt des Pressesprechers im Wissenschaftsministerium zu übernehmen. Sie suchten jemanden, der jung, flexibel und ganz wichtig: nicht vorbelastet war“, erinnert er sich. „In Windeseile wurden mir meine wichtigsten Aufgaben erklärt und außerdem zugesichert, dass ich zurück an die Schule gehen könnte, falls es doch nicht passt. Das war dann mein Quereinstieg in den Pressesprecher-Job.“ Schnell kam er mit dem Thema Hochschulpolitik in Kontakt, da eine Umgestaltung der Thüringer Universitäten bevorstand. Im Zuge dessen wurde die Medizinische Hochschule in Erfurt geschlossen, was zu Demonstrationen und Studentenprotesten führte. „In dieser Zeit bestand mein Job hauptsächlich aus Krisen-PR.“ Sein Blick schweift wieder zu den Zeitungsartikeln an den Wänden. „Ich glaube, dass viele Erfurter die Schließung bis heute nicht verwunden haben. Und bei dem akuten Bedarf im Medizinbereich frage ich mich manchmal, ob es nicht auch andere Lösungen gegeben hätte.“ Im gleichen Zug kam die damalige Landesregierung jedoch einem anderen Wunsch nach: der Wiedergründung der Universität Erfurt.

Zurück an die Uni

Im selben Jahr, 1994, gab es Neuwahlen und einen Regierungswechsel, was dazu führte, dass sich Panse nach einer neuen Herausforderung umschaute. Wie es der Zufall wollte, lernte er Klaus D. Wolff, den Gründungsbeauftragten der Uni Erfurt kennen, der noch auf der Suche nach einem Pressesprecher war. „Dieses Angebot reizte mich sehr: Als gebürtiger Erfurter die Wiedergründung der Universität zu begleiten – das konnte ich nicht ablehnen“, erzählt er. Da es anfänglich jedoch noch nicht viel zu „verkünden“ gab und zeitgleich an der Erfurter Fachhochschule ein Pressesprecher gesucht war, wurde Jens Panse an die FH „ausgeliehen“. Somit war er von 1995 bis 1997 Pressesprecher der zwei Erfurter Hochschulen – „damals ging sowas“, fügt er schmunzelnd hinzu. 1998 wurde Peter Glotz zum Rektor der Uni Erfurt ernannt und die „heiße Phase“ der Gründung eingeläutet. „Immer mehr Professoren wurden berufen und das Projekt ‚Uni Erfurt‘ war in aller Munde, bis wir 1999 schließlich den Lehrbetrieb aufnehmen konnten“, erinnert sich Panse.

Universitätsballmeister und Mr. Sport

Im gleichen Jahr kam eine andere wichtige Komponente hinzu: Jens Panse wurde Vorsitzender des Universitätssportvereins (USV), der damals noch HSG Sport hieß. Und ist es bis heute. „Der Sport, insbesondere der Langstreckenlauf, ist mir sehr wichtig. Ich versuche, solange es geht, als Vorbild für die Mitglieder voranzugehen“, erklärt er. So wird er bei einigen Uni-Angehörigen sogar als „Mr. Sport“ bezeichnet. Aber das ist nicht der einzige Beiname, den er über die Jahre erhalten hat. Da Panse damals verantwortlich für die Organisation der „Sommernachtsbälle“ war, ernannte ihn der damalige Präsident Wolfgang Bergsdorf zum „Universitätsballmeister“. „Von den Uni-Bällen gibt es so viele tolle Geschichten, allein darüber könnte man einen ganzen Beitrag schreiben.“ Apropos tolle Geschichten: Ob Jens Panse eine Lieblingsanekdote aus der Zeit als Pressesprecher hat? „Auch da gibt es tatsächlich viele“, beginnt er und blickt schmunzelnd in seine Tasse Kaffee. „Angefangen bei Ulrich Wickert, der sich auf dem Sofa meines damaligen Büros ausruhte, über einen Beitrag zur Uni Erfurt im Playboy, bis hin zu einer spontanen Stadtführung mit Marcel Reich-Ranicki, im Rahmen der Erfurter Herbstlese, die ich seit der Gründung aktiv begleite.“ Des Weiteren engagiert sich Jens Panse im Projekt ‚Fremde werden Freunde‘ – einem Patenprogramm für ausländische Studierende. „So kam es, dass mir zum 50. Geburtstag meine indonesischen Freunde mit dem Rennsteiglied gratulierten – auch solche Momente bleiben unvergessen.“

Zeit für Neues

Wie es danach – also ab 2009 – für ihn weiterging? „Da ich nun schon einen großen Teil meines Lebens an der Uni verbrachte, war es für mich an der Zeit, nochmal etwas Anderes zu machen.“ So wurde Panse Pressesprecher der FDP-Fraktion im Thüringer Landtag – diesmal in der Opposition. Doch dieser fünfjährige Ausflug sollte nun auch der letzte gewesen sein. „Zum einen ist der Gestaltungsspielraum in der Opposition relativ gering, zum anderen ist Politik sehr kurzlebig und der Alltag äußerst stressig. Das hat mich einfach nicht mehr gereizt.“ Schließlich kehrte Jens Panse wieder zurück an seine Alma Mater. Nun jedoch nicht mehr als Pressesprecher, sondern als Beauftragter für das Gesundheitsmanagement, Veranstaltungsmanager und ganz neu: Beauftragter für Diversität. Und in diesen „Rollen“ fühlt er sich wohl: „Mir gefällt, dass meine verschiedenen Interessen und Stärken darin vereint werden – ich bin viel mit den Studierenden in Kontakt, kann weiterhin zum Wohle der Uni netzwerken und versuche, den Campus durch die verschiedenen – oft auch sportlichen – Veranstaltungen zu beleben.“

Seine Wünsche für die Uni

„Ich wünsche der Uni Erfurt, dass sie weiterwachsen und gedeihen mag, sodass wir das 50-jährige Bestehen auch noch feiern können. Zudem hoffe ich, dass möglichst viele zufriedene Studierende die Uni verlassen und sich gern an die hier Zeit zurückerinnern. Auch baulich könnte sich das ein oder andere noch positiv entwickeln – ich denke da vorrangig an ein Audimax. Und als USV-Vorsitzender, wäre es natürlich mein Wunsch, einen neuen Sportplatz zu haben.“