Immer wieder gab er der Uni Erfurt allen Grund, stolz zu sein: Tino Edelmann kombinierte nicht nur Skispringen und Langlauf, sondern auch den Profisport mit seinem Lehramtsstudium an der Uni Erfurt. Und das mit großem Erfolg. Als Mitglied der Nationalmannschaft gewann er insgesamt neun Medaillen bei Weltmeistermeisterschaften und Olympischen Spielen und wurde zudem 2015 zum Sportler des Jahres gewählt. Vor drei Jahren beendete der mittlerweile 34-Jährige seine Profikarriere, um sich mehr auf seine Familie und sein Studium zu konzentrieren. Für unsere Reihe „25 Köpfe“ haben wir mit Tino Edelmann gesprochen…
Wann und wie hat das eigentlich mit dem Wintersport angefangen?
Tatsächlich bin ich schon im Alter von sechs Jahren dabei gewesen und von da an etwa 25 Jahre lang von Skisprungschanzen gesprungen und über die Loipen gerannt. Ich kam u.a. dazu, weil meine ganze Familie vom Skisport begeistert ist.
Was war Ihr allergrößter Erfolg als Leistungssportler?
Ich war Weltmeister 2015 in Falun (Schweden), habe bei Weltmeisterschaften insgesamt acht Medaillen gewonnen und die Bronzemedaille in Vancouver 2010 bei den olympischen Spielen geholt.
Sie haben über viele Jahre den Leistungssport mit Ihrem Lehramtsstudium an der Uni Erfurt „kombiniert“. Wie haben Sie das geschafft?
Zu Beginn meines Studiums war das Studieren tatsächlich mein Ausgleich zum Sport und brachte mit sich, dass sich mein Selbst- und Zeitmanagement verbessern musste. Da ich außerdem viele Semester lang Teilzeit-Student war, hat es mir möglicherweise den Vorteil gebracht, dass sich – vor allem in der Musik – das Gelernte besser festigen konnte. Mittlerweile, nach meinem Karriereende als Profisportler, ist es andersherum und das Sporttreiben ist der Ausgleich zum Studium. Ich habe gelernt, Prioritäten zu setzen. Außerdem bin ich mittlerweile Vater eines kleinen Jungen, sodass der Tag eigentlich nie genügend Stunden hat. Da muss ich einfach gut organisiert sein.
Das klingt nach jeder Menge Disziplin und Willensstärke. Was hat Sie zu Ihrer aktiven Zeit motiviert und angetrieben? Wo investieren Sie Ihre Energie heute?
Meine Motivation im Leistungssport war es, zur Weltspitze zu gehören. Das konnte ich über ein knappes Jahrzehnt erreichen. Als das, trotz hohen Einsatzes nicht mehr ging, habe ich meine Prioritäten anders gesetzt und widme mich jetzt mit ähnlichem Einsatz dem Studium und der Familie. Das lässt sich natürlich schwer an einer „Weltspitze“ festmachen, aber ich versuche dennoch, so gut wie möglich zu sein. Ich gehe so in den Tag, dass ich das, was ich gerade mache – sei es eine studentische, sportliche oder familiäre Aufgabe – mit vollem Einsatz und voller Konzentration tue.
Sie haben dem Sport also noch nicht komplett den Rücken gekehrt?
Nach meinem Karriereende habe ich hobbymäßig mit den Triathlon angefangen. Zuerst auf die olympische, anschließend auf die Mittel- und Langdistanz. 2018 habe ich bei der Challenge in Roth über 3,8 km Schwimmen, 180 km Rad und 42 km Laufen teilgenommen. Mit meiner Endzeit war ich einigermaßen zufrieden. Seit ich das Master-Studium für das Lehramt an der Regelschule angetreten habe, fehlt aber etwas die Zeit, um die nötigen Trainingskilometer zu schaffen. Außerdem bin ich im Thüringer Skiverband mit einem Ehrenamt betraut. Für den Bereich Skisprung und Nordische Kombination bin ich als Sportwart tätig. Hier arbeite ich in erster Linie mit Vereins- und Verbandsvertretern an infrastrukturellen Dingen.
Sie studieren an der Universität Erfurt neben Sport- und Bewegungspädagogik auch Musikvermittlung, um später Lehrer zu werden. Die Sportbegeisterung liegt auf der Hand, aber wie kam es zur Musik?
Ich habe als Jugendlicher damit begonnen, ein Instrument zu spielen. Zuerst Gitarre, später Schlagzeug, ein wenig Cello und letztlich noch Klavier. Es war für mich immer ein toller Ausgleich zu dem schweren körperlichen und mentalen Training, das für den Leistungssport nötig war. Ich habe zudem lange in einer Band gespielt. Die Verbindung von Sport und Musik ist außerdem nicht so kurios, wie man vielleicht denken mag. Es gibt viele Parallelen zwischen dem, was professionelle Musiker tun müssen, um ein hohes Niveau in ihrem Bereich zu erreichen und dem, was Sportler tun müssen. Auch im schulischen Bereich finden sich zahlreiche Gemeinsamkeiten.
Was gefällt Ihnen an dem Studium an der Uni Erfurt am meisten?
Das Studium ist sehr abwechslungsreich und bietet viele Möglichkeiten, sich intensiv mit Bereichen innerhalb der Fächer zu beschäftigen, an denen Interesse besteht. Die fachliche Ausbildung – sowohl im Fachgebiet Sport als auch in Musik – erschien mir stets auf sehr hohem Niveau. Insbesondere für das Schulfach Sport sehe ich mich außerordentlich gut vorbereitet – nicht nur aufgrund des Leistungssports, sondern wegen der Seminare und Vorlesungen während des Studiums. Die familiäre Atmosphäre auf dem Campus und innerhalb der Fachgebiete ist zudem etwas sehr Besonderes und sucht wohl in der Hochschullandschaft ihresgleichen.
Was wünschen Sie der Universität Erfurt zum 25-jährigen Bestehen?
Für den Bereich, in dem ich selbst studiert habe, hoffe ich, dass die Qualität der Lehre mit den Entwicklungen in Schule und Gesellschaft mithalten kann. Die Herausforderung für „meine“ Lehrergeneration im Berufsleben wird wohl in steigendem Maße die Heterogenität der Schülerschaft sein. Ich hoffe, dass inklusive (Schul-)Settings in die universitären Lehrveranstaltungen mehr und mehr Einzug halten.
Grundsätzlich wünsche ich der Uni, dass sie ihren familiären Charme behält, auch wenn die Studierendenzahlen in Zukunft noch weiter steigen sollten.