25 Köpfe: Houda Kouradine – „Sprache treibt mich an“

Houda Kouradine, 25 Köpfe, Sprachenzentrum Uni Erfurt

„Ich liebe Sprachen und den kulturellen Austausch“ – gesteht Houda Kouradine, deren Leidenschaft sich wie ein roter Faden durch ihren Lebenslauf zieht. Inzwischen spricht sie mit Deutsch, Arabisch, Französisch, Spanisch und Englisch fünf Sprachen fließend und lernt zudem Italienisch sowie Portugiesisch. „Demnächst werde ich auch noch mit Chinesisch anfangen“, fügt sie hinzu. Schon seit dem Kindesalter wünscht sie sich, einmal zehn Sprachen sprechen zu können – und ist auf einem guten Weg dahin. An der Universität Erfurt geht sie ihrer Vorliebe bereits seit 2006 mit großem Ehrgeiz akademisch und mittlerweile auch beruflich nach…

Direkt nach dem Abitur in ihrem Heimatland Marokko führte Houda Kouradine der Weg nach Spanien, wo sie in Málaga und Granada einen Universitätsabschluss als Diplom-Physiotherapeutin erlangte. „Das war eine tolle Zeit – vor allem wegen der vielen internationalen Kontakte und Freundschaften. Allein in unserer WG waren mehrere Nationalitäten vertreten.“ Und durch diese Kontakte sollte sie schon bald ihren heutigen Mann aus Deutschland kennenlernen, so dass es Houda Kouradine 2005 zunächst nach Dresden verschlug. Dort absolvierte sie – wie sollte es anders sein – einen Deutsch-Sprachkurs und bekam später im gleichen Sprachkolleg das Angebot eines Vertretungsjobs als Spanisch- und Französischlehrerin. „Ich war ohnehin unzufrieden mit meiner beruflichen Situation als Physiotherapeutin und hatte bereits nach Alternativen geschaut. Getreu dem Motto: Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere.“ Auf diese Art sympathisierte sie immer mehr mit der Idee, im Bereich Sprachen zu studieren und setzte das Vorhaben kurz darauf in die Tat um.

„Ich versuche eigentlich bei allem, was ich mache, immer 1000 Prozent zu geben.“

– Houda Kouradine

2006 begann sie das Bachelor-Studium in Romanistik und Anglistik an der Uni Erfurt. Und auch wenn ihr dies gerade zu Beginn einiges abverlangte, da sie zu diesem Zeitpunkt noch wenig Englisch konnte, absolvierte sie das Studium mit überdurchschnittlich gutem Ergebnis. „Ich habe Sprachtandems und Arbeitsgruppen gebildet, an nahezu jedem internationalen Stammtisch teilgenommen und zudem einen Sprachkurs in London absolviert“, erinnert sie sich. „Außerdem haben mich auch die Kolleginnen und Kollegen im Sprachenzentrum immer sehr unterstützt.“ Neben dem Studium betreute sie zudem noch weitere Projekte, arbeitete als Dolmetscherin u.a. für die Stadtverwaltung, war Lehrbeauftragte im Sprachenzentrum sowie in der Romanistik, wirkte im Verein „Springboard to Learning“ mit und setzte sich hochschulpolitisch erfolgreich für die Gründung eines Fachschaftsrats Romanistik ein.

Houda Kouradine, Sprachenzentrum Uni Erfurt
Von der Schülerin zur Dozentin – Houda ist Mitarbeiterin für Spanisch im Sprachenzentrum der Uni Erfurt.

Große Einsatzbereitschaft, Organisationsgeschick und ein gesunder Ehrgeiz sind Eigenschaften, die Houda Kouradine auszeichnen. So nutzte sie ihre Fähigkeiten auch, um neben ihrem Master-Studium in Literaturwissenschaften das Internationalisierungsprogramm der Literaturwissenschaft „BA 3+1“ zu koordinieren. „Ich versuche eigentlich bei allem, was ich mache, immer 1000 Prozent zu geben.“ Und dieses große Engagement wurde 2013 mit dem DAAD-Preis für hervorragende ausländische Studierende gewürdigt. Für den Preis vorgeschlagen hatte sie Jörg Dünne, Professor für romanistische Literaturwissenschaft, der eine wichtige Bezugsperson und auch eine Art Vorbild für Houda Kouradine wurde. Sie lacht: „Innerhalb der Seminare lieferten wir uns oftmals hitzige Diskussionen über wissenschaftliche Thesen.“ Durch Professor Dünne entwickelte sie sich wissenschaftlich weiter und entdeckte zudem ihr Schwerpunktthema: „Während des Masters habe ich mich auf romanistische Literaturwissenschaft und Kulturwissenschaft spezialisiert und kam so zur Raumtheorie, die geradezu perfekt zu meiner Leidenschaft für Sprache und Kulturen passte. Mein großer Vorteil war dabei, dass ich viele Texte auch in der Originalsprache lesen konnte.“

„Ich muss einfach immer mehrere Sachen gleichzeitig machen, sonst würde mir langweilig.“

– Houda Kouradine

Nicht zuletzt wegen ihrer ausgezeichneten Sprachkenntnisse wurde ihr noch während des Master-Studiums eine feste Stelle im Sprachenzentrum der Universität angeboten – ein Traumjob für Houda, der sie dazu veranlasste, ihre Master-Arbeit möglichst schnell zu beenden. „Ich weiß die gute Arbeitsatmosphäre im Sprachenzentrum sowie die tolle und produktive Teamarbeit, bei der das Wohl der Studierenden immer im Mittelpunkt steht, einfach sehr zu schätzen“, schwärmt sie. „Und durch den regelmäßigen Kontakt zu den Studis, lerne ich eigentlich fast jeden Tag etwas Neues dazu.“ So ist sie bis heute Mitarbeiterin für Spanisch, mittlerweile Mutter von zwei Kindern und wird nebenher als Dolmetscherin von Gerichten, weiteren Behörden und Wirtschaftsunternehmen in der Region zu Rate gezogen. „Ich muss einfach immer mehrere Sachen gleichzeitig machen, sonst würde mir langweilig werden“, gibt sie zu.

So begann sie berufsbegleitend im vergangenen Jahr ein Promotionsstudium im Bereich Literaturwissenschaft im Rahmen dessen Houda Kouradine ihr Schwerpunktthema der Raumtheorie mit ihrem Projekt „Kulturen des Dazwischens in der Borderland-Literatur“ weiterbearbeitet. Erst vor Kurzem wurde sie zudem in den Ausschuss für Studienangelegenheiten gewählt, in dem sie ab Beginn nächsten Jahres den akademischen Mittelbau an der Uni Erfurt tatkräftig unterstützen wird.

Und trotz all der verschiedenen Tätigkeiten, gibt es immer eine Gemeinsamkeit: Die Sprachen und der kulturelle Austausch. „Die Sprache und der Kontakt zu den verschiedenen Menschen treiben mich an. Denn Sprache öffnet Türen und baut Brücken. Ohne die Sprache würde jeder in ‚seiner Ecke‘ bleiben. Und das wäre doch traurig.“

Houda Kouradines Wünsche zum 25-jährigen Bestehen

„Ich wünsche der Uni natürlich nur Gutes, viele Studierende und dass sie sich immer qualitativ weiterentwickelt. Dadurch hoffe ich, dass den Studierenden ihre Alma Mater in guter Erinnerung bleibt und die Uni somit in ihren Absolventen und Absolventinnen weiterlebt. Schließlich ist das Studium eine der besten Phase des Lebens – für mich war es das auf jeden Fall.“