25 Köpfe: Susanne Werner – Enthusiastin mit „Ansteckungsgefahr“

Lange Nacht der Wissenschaften auf dem Campus der Universität Erfurt. Es ist nach 23 Uhr, bei manch einem Kollegen stellen sich erste Müdigkeitserscheinungen ein. Es war ein langer Tag für alle. Eine aber steht im Foyer der Bibliothek, strahlt und empfängt die Besucher, als seien es die ersten heute. Erklärt voller Enthusiasmus, was hier heute Abend zu sehen ist, verweist auf die Ausstellung im Obergeschoss, beantwortet geduldig alle Fragen – gerade so als sei dies hier der schönste Job der Welt. Für Susanne Werner ist er das und deshalb hat sie auch nach fast 30 Jahren im Dienst noch eine scheinbar unbändige Freude an ihrer Arbeit. „Ansteckend ist das“, sagen Kollegen. „Ganz normal“, sagt sie. „Typisch Susanne Werner“, sagen wir.

Schon nach dem Studium der Bibliothekswissenschaften an der Humboldt Universität zu Berlin zog es die gebürtige Thüringerin wieder zurück in die Heimat. „Ich mag Thüringen – seine Natur und die vielfältige Kulturlandschaft. Alles ist dicht beieinander, das Angebot für private Unternehmungen ist groß, ohne den Überblick zu verlieren. Das passt einfach für mich“, sagt die Diplombibliothekarin. Und weil sie sich bereits während des Studiums für die Verknüpfung der „konventionellen“ – also analogen – Bibliotheksarbeit mit den sich entwickelten Möglichkeiten des Einsatzes der Informationstechnik interessierte, fiel ihre berufliche Entscheidung bewusst auf ein Pilotprojekt an der Wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek Suhl. Als diese im Zuge der politischen Veränderungen wieder zur öffentlichen Bibliothek wurde, Susanne Werner aber weiter nah dran an der Wissenschaft bleiben wollte, wechselte sie nach Gotha an die Forschungs- und Landesbibliothek, die seinerzeit noch nicht Bestandteil der erst 1994 neu gegründeten Uni Erfurt war: „Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützte Projekt ‚Verzeichnis der Drucke des 16. und 17. Jahrhunderts‘ hatte ebenfalls eine digitale Komponente – also war ich wieder in meinem Element.“ Und als die Forschungs- und Landesbibliothek wenig später unter dem Dach der Universität und ihrer Bibliothek ein neues Zuhause fand, war Susanne Werner erneut gefragt: Denn für die Integration mussten auch sämtliche Daten zusammengebracht werden. Eine Herausforderung für die Bibliothekarin, waren die lokalen Module der Erfurter Bibliothek doch weit komplexer als die der Forschungsbibliothek Gotha. „Zum Glück haben mich die Kolleginnen und Kollegen sehr unterstützt und mich von Beginn an mitgenommen“, sagt Susanne Werner, die anschließend ganz nach Erfurt wechselte. „Diese Unterstützung erfahre ich bis heute und das ist wunderbar.“ Sie weiß: „Die Mischung macht’s. Die älteren Kollegen bringen ihre umfangreiche Erfahrung ein und die jüngeren bringen Ideen aus anderen Einrichtungen, neue Technologien und Konzepte mit, so dass wir ein modernes, verlässliches Service-Angebot auf einem hohen Niveau sichern können.“ Teil dieses Teams zu sein, macht Susanne Werner zufrieden. Und auch ein bisschen stolz. „Das Schöne an meinem Beruf ist, dass er mich immer wieder fordert und ich nie auf der Stelle trete. Neue Techniken und Infrastrukturen, die steigende Internationalität – da muss man dranbleiben. Und so lerne ich nicht nur immer wieder dazu, ich erweitere zugleich meinen Horizont durch all die Menschen, die mir bei meiner Arbeit begegnen.“ So ist Susanne Werner wie auch die anderen Kollegen, die Fachreferate betreuen, bei den Wissenschaftlern auf dem Campus gefragt. In den von ihr betreuten Fächern ist sie für einen ausgewogenen Bestandsaufbau für Lehre, Forschung und Studium verantwortlich, der sich an den aktuellen Bedarfen orientiert. „Wenn ich am Ende die Bestellwünsche der Wissenschaftler und Studierenden erfüllen kann oder helfen konnte, ein Problem zu lösen, macht mich das sehr zufrieden und dann war das ein guter Tag für mich.“ Dass die Bibliothekarin ein sehr strukturierter Mensch ist, erleichtert ihr die Arbeit dabei sehr – so kann sie auf „mehreren Baustellen“ gleichzeitig arbeiten, ohne den Überblick zu verlieren.

Und was macht Susanne Werner, wenn ihr „Tagewerk verrichtet“ ist? Dann setzt sie sich ins Auto und fährt in Richtung Heimat – ein winziges Dorf im Kyffhäuser-Kreis. Etwa eine Stunde braucht sie für den Weg – eine Stunde, in der sie die Musik aufdreht und die Arbeit abstreift. „Zeit für mich“, nennt sie das. Denn in der Tat bleibt ihr manchmal wenig davon. Aber die nutzt sie – für Museums-, Theater- und Konzertbesuche, ein gutes Buch außerhalb der Fachliteratur, zum „Werkeln“ am Haus oder zum Backen. Bei Letzterem lässt Susanne Werner ihre Struktur mal Struktur sein und wird richtig kreativ. Und da schließt sich der Kreis: Denn von Cupcakes, Früchtebrot & Co. profitieren dann nicht selten wieder die Kollegen …