25 Köpfe: Franziska Wein – zwischen kleinen und großen Jubiläen

Franziska Wein

Für Franziska Wein geht mit 2019 ein Jahr der Jubiläen zu Ende. Nicht nur, dass die Uni Erfurt, der sie als Mitarbeiterin an der Universitätsbibliothek bereits seit 1996 angehört, ihr 25-jähriges Bestehen feiert. Sie selbst hat vor 40 Jahren das Abitur gemacht. Zehn Jahre später trat sie ihre erste Stelle in einer Universitätsbibliothek an – damals noch in Düsseldorf. Weitere zehn Jahre danach endete ihre Amtszeit als erste Frauenbeauftragten der Universität Erfurt. Alles in allem: 2019 gibt der heutigen stellvertretenden Direktorin der Universitätsbibliothek allerhand Grund zur Rückschau.

„Als ich damals von der Neugründung der Universität hörte, dachte ich mir: Na das ist doch spannend!“, erzählt die promovierte Historikerin über ihre Anfänge in Erfurt „Und man bekommt sicherlich nicht allzu oft im Leben die Gelegenheit, eine Bibliothek von Grund auf mit aufzubauen. Das hatte es zuvor zuletzt in den 1960er- und 70er-Jahren gegeben als viele Universitäten beispielsweise in Nordrhein-Westfalen und Bayern gegründet wurden.“

Die Liebe zu Büchern und zur Sprache begleitet Franziska Wein dabei schon lange: In Trier, Mainz und Dijon in Frankreich studierte sie Romanistik und Geschichte bevor sie zur Promotion nach Düsseldorf weiterzog. Nicht verwunderlich also, dass sich die Leidenschaft zum geschriebenen wie gesprochenen Wort auch in ihren Berufswünschen widerspiegelte: Während der Promotion machte sie erste Erfahrungen im Archivwesen. „Dort fehlte mir aber der Kontakt zu Menschen“, erinnert sie sich. Auf der Suche nach eben diesem liebäugelte Wein zwischenzeitlich mit einer Karriere im diplomatischen Dienst: „Das hätte ich mir auch aufgrund meiner Freude an verschiedenen Sprachen durchaus vorstellen können.“ Immerhin spricht die reisebegeisterte Frau – die von Japan über Tibet und Südafrika bis hin zu den USA schon die halbe Welt gesehen hat – Französisch, Englisch, Spanisch und ein wenig Italienisch.

Dass sie schlussendlich im Bibliothekwesen landete, das war ein „glücklicher Zufall“, urteilt Wein. „Ich hatte 1989 die Gelegenheit, eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universitätsbibliothek Düsseldorf zu bekommen. Dort wurde ein ‚Handschriftencensus Rheinland’ aufgelegt. Mein Doktorvater fragte mich an, ob ich da nicht mitmachen wolle.“ Heute ist sie ihm dankbar dafür, dass er sie in diese Richtung ‚schubste‘. „‘Vielleicht ist die Bibliothek ja was für Sie‘“, lautete seine Empfehlung. “Und damit sollte er Recht behalten“, sagt die stellvertretende Bibliotheksleiterin heute lachend.

In Nordrhein-Westphalen absolvierte Wein von 1992 bis 1994 schließlich das Bibliothekreferendariat. Danach kehrte sie dem Ruhrgebiet den Rücken und kam nach einer kurzen Zwischenstation in Eichstätt 1996 an die Universitätsbibliothek Erfurt. Bis 1998 blieb sie dort als Fachreferentin für Geschichte und Romanistik sowie für den Aufbau der Zeitschriftenstelle tätig. Und Aufbauarbeit gab es allerhand zu leisten. Denn zwei Jahre nach ihrer Wiedergründung war die Profilbildung der Hochschule noch nicht abgeschlossen – vieles musste sich noch finden. Die Zusammenstellung des bibliothekarischen Bestandes wurde damit zu einer nahezu prophetischen Aufgabe: „Wir hatten damals ja noch keinen Lehrbetrieb im Haus und damit niemanden, der sagte: Diese und jene Bestände brauchen wir wirklich. Wir wussten nur: Klein und fein soll es sein.“

Doch an der Ausformung der Universität Erfurt war Franziska Wein keineswegs nur über die Bibliothek beteiligt. 1997 – in jenem Jahr, als die ersten Hochschullehrerinnen und -lehrer an die Uni berufen wurden – war sie die erste „Frauenbeauftragte“ der Hochschule überhaupt. „Bei den Verfahren dabei sein zu können und in diese Gründungsphase der Uni eingebunden zu sein – das fand ich sehr spannend. Zu sehen, wie das alles hochschulpolitisch funktioniert, und zu beobachten, wie das Kollegium der Uni weiterwuchs und wuchs.“

Als die Historikerin 1999 aus der Gleichstellungsarbeit scheidet, endet damit aber nicht ihr Engagement für die Gleichberechtigung von Frauen: „Ich wollte in diesem Bereich weiter aktiv bleiben“, erklärt sie und erzählt davon, wie sie noch im selben Jahr dem „Zonta Club Weimar“ beitrat und inzwischen Mitglied des 2011 gegründeten „Zonta Club Erfurt“ ist. Bei „Zonta International“ handelt es sich dabei um eine weltweit tätige Service- und Nicht-Regierungsorganisation von berufstätigen Frauen, die Mädchen und Frauen vielfältig unterstützen und fördern möchte. Übrigens: 2019 wird „Zonta“ 100 Jahre alt. „Schon wieder ein Jubiläum“, sagt Wein schmunzelnd. Durch ihre Tätigkeit möchte sie junge Frauen dazu motivieren, unbeirrt ihren Weg zu gehen – im Leben wie im Beruf und insbesondere auch in der Wissenschaft.

Seit 2018 ist Franziska Wein nun Leiterin der Abteilung Bestandsentwicklung und elektronisches Publizieren an der Universitätsbibliothek Erfurt. Darüber, dass im Zeitalter elektronischer Informationsgewinnung die „klassische Bibliothek“ vielleicht irgendwann nicht mehr gebraucht werden könnte, macht sie sich jedoch keine Sorgen: „Eine Bibliothek ist mehr als nur eine Ansammlung von Inhalten. Es ist ein Lern- und ein Kommunikationsraum und als dieser wird die UB auch in Zukunft so wichtig bleiben wir in ihren Anfängen.“ Damit kann es dann also weitergehen: weiter in die nächsten 25 Jahre Uni Erfurt und weiter zum nächsten Jubiläum!